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Friedrich Schiller
Kabale und Liebe


Premiere: 21. März 2005, TASCH Probebühne

Fotos link |

Besetzung:
Inszenierung -

Peter Radestock

Kabale und Liebe

Darsteller:
Juliane Beier | Daniel Sempf

Technische Leitung - Fred Bielefeldt | Beleuchtung - Susann Förster | Requisite - Margarita Belger | Maske - Grit Anders | Inspizienz - Ito Grabosch | Ton - Ronald Strauß | Garderobe - Elisabeth Müller | Schneiderei - Eva Nau, Gisela Schmidt, Claudia Siebenborn

Stück:

Ein Liebesbrief des jungen Aristokraten Ferdinand wird der bürgerlichen Luise zum Verhängnis. Die unstandesgemäße Liebe ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Machtversessene Politiker treten an gegen vorbildlichen Anstand, buckelnde Feudalschergen gegen Anmut und Fortschritt. Die Zuneigung wird durch einen „Wurm“ in doppelzüngige Entsagung verwandelt. Aus Edelmut wird Opfermut. Viel Schuld wird angehäuft, am Schluß sind Zweie tot...

 

„Hier, Barbar! weide dich an der entsetzlichen Frucht deines Witzes: auf dieses Gesicht ist mit Verzerrung dein Name geschrieben, und die Würgeengel werden ihn lesen. – Eine Gestalt wie diese ziehe den Vorhang von deinem Bette, wenn du schläfst, und gebe dir ihre eiskalte Hand. Eine Gestalt wie diese stehe vor deiner Seele, wenn Du stirbst, und dränge dein letztes Gebet weg. Eine Gestalt wie diese stehe auf deinem Grabe, wenn Du auferstehst und neben Gott, wenn er dich richtet." (Ferdinand)

 

Das klassische Drama um kalt geschmiedete Intrigen und heiß begehrende Leidenschaft spielen wir in einer turbulenten Fassung fürs Klassenzimmer oder die Schulaula. Das Stück für zwei Schauspieler in zehn Rollen ist ideal für den schulischen Einstieg, die Begleitung und die Nachbereitung der Schiller-Lektüre geeignet.

Informationen und Buchung: Michael Pietsch / Theaterpädagogik; Tel. 06421/9902-38; Mail: pivi@hlth.de


Pressestimmen:



Oberhessische Presse

Mittwoch, 23. März 2005

 

 

Theater bringt Schiller in Schulen

Klassiker „Kabale und Liebe“ als Zwei-Personen-Tragödie in 50 Minuten inszeniert

Marburg. Wenn die Jugendlichen nicht ins Theater kommen, dann kommt das Theater eben zu ihnen. Seit heute bereist das Hessische Landestheater Schulen mit Schillers „Kabale und Liebe“.

von Uwe Badouin

Schiller an der Schule – für viele Schüler ist das eine lästige Qual. Bürgerliches Pathos und bürgerliche Moral des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts Schülern zu übersetzen, ist ein schweres Unterfangen. Regisseur Peter Radestock hat es versucht – und zwar mit einem radikal verschlankten Sturm-und Drang-Klassiker von Friedrich Schiller in der Fassung von Roland Hüve: „Kabale und Liebe“, 1784in Frankfurt uraufgeführt, hat Peter Radestock auf zwei Personen und 50 Minuten eingedampft. Am Montagabend war vor 90 Zuschauern, darunter zwei Schulklassen aus Kirchhain und Marburg, in der ausverkauften Probebühne des Landestheaters die mit viel Applaus bedachte Premiere.

Juliane Beier und Daniel Sempf – beide sind neu am Landestheater – schlüpfen in fließendem Wechsel in alle Rollen, spielen eindrucksvoll die jungen Liebenden Ferdinand und Luise, den adeligen Vater Ferdinands, die bürgerlichen Eltern Luises, den kriecherischen Intriganten Wurm, den tumben Hofmarschall von Kalb und die Fürstenmätresse Lady Milford. Kulissen brauchen sie nicht, einige wenige Kostüme reichen den talentierten Darstellern aus, um die Rollen zu tauschen.

Als „bürgerliches Trauerspiel“ hat Schiller „Kabale und Liebe“ bezeichnet. Wie der Titel schon sagt, geht es um eine Liebe und eine hinterhältige Intrige, die diese Liebe zerstören soll. Am Ende sind Ferdinand und Luise tot, vergiftet.

Insofern gibt es einige Parallelen zu „Romeo und Julia“, doch der Zauber, der Shakespeares Tragödie (die zur Zeit ebenfalls in Marburg gespielt wird) unsterblich macht, der fehlt Schillers Werk.

Schiller will die Auseinandersetzungen zwischen dem aufstrebenden Bürgertum und einem dekadenten Adel und seiner Willkürherrschaft deutlich machen. So ist „Kabale und Liebe“ in erster Linie eine bürgerliche Anklage des Ständekonflikts, festgemacht an der Liebe zweier junger Menschen.

Radestock ist es gelungen, die Tragödie auf 50 Minuten zusammenzustreichen und dennoch ihre Struktur zu bewahren. Es ist zwar ein schauspielerischer Parforceritt durch Schillers Klassiker, aber einer, der Schülern Zeit und Thematik durchaus nahebringen kann – und durch die Kürze Schulen entgegenkommt.

Auf Juliane Beier und Daniel Sempf kommen dagegen für Schauspieler ungewöhnliche Wochen zu: Gestern vormittag traten sie mit „Kabale und Liebe“ um acht Uhr morgens in Frankenberg vor eine Klasse, heute sind sie in Biedenkopf zu sehen und morgen in der Elisabethschule.

Danach können sie erst einmal durchatmen – es sind Osterferien.

Giessener Allgemeine; Mittwoch, 23. März 2005

Ein Klassiker in guter Schulstundenlänge

Das Landestheater Marburg zeigt Schillers »Kabale und Liebe« in einer

Fassung für zwei Schauspieler

Zwei Schauspieler, acht Rollen und ein Klassiker in guter Schulstundenlänge:

Nach drei großen Dramenpremieren von Schiller in dieser laufenden Spielzeit hat sich das Hessische Landestheater Marburg nun bewusst für ein kleines Format entschieden, soll doch diese Fassung von »Kabale und Liebe« mobil im Klassenzimmer oder der Aula gezeigt werden. Premiere war erst einmal am Montagabend vor ausverkauften Reihen im Theater am Schwanhof. Und tatsächlich: Trotz der radikalen Kürzung in der Bearbeitung von Roland Hüve wird hier vom Wesentlichen berichtet – von der Liebe zwischen Ferdinand und Luise, die nicht sein darf, weil die Staatsräson das unstandesgemäße Glück mit einer bösen Intrige hintertreibt und die beiden Verzweifelten letztendlich sogar in den Tod schickt.

Ohne Effekthascherei hat Peter Radestock diese traurige Lovestory in Szene gesetzt, vertraut er doch ganz auf die direkte Spielweise der beiden jungen Schauspieler Juliane Beier und Daniel Sempf, die sich mit dieser Produktion als neue Ensemblemitglieder dem Marburger Publikum vorstellen. Nur zwei Kleiderständer mit wenigen Requisiten benötigen sie, um sich rasch in die unterschiedlichsten Personen zu verwandeln: ein glitzernder Frack signalisiert den Präsidenten von Walter, eine rote Federboa schmückt Lady Milford und der buckelnde Sekretär Wurm kommt natürlich mit Aktentasche daher.

Dabei tauschen die beiden durchaus auch ihre Rollen: Mal trägt die eine die kecke Baskenmütze des Hofmarschalls von Kalb, mal parliert der andere mit französischem Akzent in dieser Aufmachung. Nahtlos sind die Übergänge, es entstehen keine Pausen, keine Längen, fällt doch die Gestik des agierenden Paares angenehm dezent aus. Ihre stärksten Momente haben die zwei, wenn sie sich zärtlich als Liebende nähern, sich ihre Arme einen Augenblick lang gemeinsam im Wind à la Titanic wiegen. Auch als es ans Sterben geht und Ferdinand seiner Luise den Giftbecher reicht, wird auf Pathos und hehre Reden wohltuend verzichtet.

Wer sich mit Unbehagen an seine eigene Schulzeit erinnert, als »Kabale und Liebe« zur leidlichen Pflichtlektüre gehörte, wird sich in dieser Interpretation mit dem Stück wieder versöhnen. Mit dieser Art von Lektüre haben es Lehrer und Schüler gewiss leichter, sich Schiller und seinem Werk anschaulich zu nähern.

 Marion Schwarzmann
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